*OBV Du stirbst, damit du lebst – am 22.12.2023 um 19:00 Uhr (OBV=Online Buchvorstellung)

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Beschreibung

 

 „Du schläfst, damit du aufwachst – du stirbst, damit du lebst”

aus den Pyramidentexten

In dem ersten, allgemein-mythologischen Teil werden die neun wichtigsten Götter der altägyptischen Religion in ihrer Entstehung und Funktion vorgestellt. Die Autorin stellt die Bewußtseinsentwicklung der alten Ägypter über die Jahrhunderte in Beziehung zur Wandlung und Bedeutung der Götter. Sie wurden zunächst als Verkörperung des Schöpfergottes erlebt, später nur noch als Söhne des Gottes und seine Verwalter auf Erden. Im Verlauf einer Profanisierung gingen die früher alleinigen Vorrechte der Könige auf ein Weiterleben nach dem Tode auch auf das Volk über. 

Clarus macht deutlich, daß es sich bei den Göttermythen um Archetypen, respektive archetypische Konstellationen handelt, die dem jeweiligen Bewußtseinsgrad der ägyptischen Kultur entsprachen. Damit wird ein aktueller Bezug zur psychischen Entwicklung des Menschen geschaffen, in dem dieselben Archetypen heute noch wirksam sind. So wird die Beschäftigung mit diesen Mythen sinnvoll und das Buch gewinnt für den Psychotherapeuten Relevanz für seine Praxis und den Umgang mit Patienten und deren Träumen, in denen – in übertragener Form – sich die Entwicklung der Mythen und der Bewußtwerdung immer wieder darstellen. Gleichzeitig aber ist dieser Mythos über das Individuum hinaus eine kollektive psychische Entwicklungsspur, von der frühen Kindheit über das Erwachsenenalter bis hin zum Tod. Der zweite Teil führt in die Entwicklung des Jenseitsglaubens ein und vermittelt einen orientierenden Einblick in die Literatur der Totentexte. Der Dritte Teil beruht in seinen Aussagen auf den ersten beiden Teilen, er kann ohne diese Voraussetzungen nicht verstanden werden. In ihm wird der königliche Totentext des Neuen Reiches, das Amduat, anhand einer Bilderfolge besprochen und tiefenpsychologisch gedeutet. Einer der Grundgedanken der ägyptischen Religion ist, daß es ein Leben nach dem Tod gäbe, respektive, daß der Tod eine Durchgangsstufe zu einem neuen Leben ist. Der Weg durch den Tod wird in zwölf Stunden dargestellt, wobei jede Stunde einen besonderen Abschnitt dieses Weges markiert. Die große Gefahr dieses Weges besteht darin, die «Widersacher» und «Hüter» nicht zu kennen und deshalb nicht zu Osiris zu gelangen. Dieser oberste Herr der Toten stellt fest, ob ein Mensch im Sinne des Schöpfergottes gelebt hat oder nicht. Danach enstscheidet es sich, ob er in verwandelter Gestalt weiterlebt, oder dem endgültigen Tod, dem Nicht-sein, überantwortet wird. Der Weg führt weit hinab an die Grenzen des endgültigen Vergehens, er birgt unzählige Gefahren, die, ähnlich dem Individuationsprozeß, bestanden werden müssen. Die Seele gewinnt so an Stärke, um den letzten entscheidenden Schritt durch das «Stirb und Werde» bestehen zu können, den Gang durch die große Unterweltschlange zur Neugeburt.

Eindringlicher kann der Individuationsweg des Menschen kaum gedacht und geschildert werden. Was sich hier in Mythen ausdrückt, ist das Nämliche, was C. G. Jung in seiner analytischen Psychologie erforscht und dargestellt hat. Das Buch ist auch denjenigen Lesern zugänglich, die sich noch nicht mit den Gedankengängen Jungs vertraut gemacht haben, alle verwendeten Fachbegriffe sind im Text erklärt.

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